SCHAU MAL INS MUSEUM
Ein Hemd aus Eisen
Beim Rundgang in der Veste Coburg finden aufmerksame Besucher in der Rüstkammer dieses besondere Hemd. Es ist über 500 Jahre alt und besteht aus beweglich ineinandergefügten Metallringen. Wie der Name „Panzerhemd“ verrät, trugen die Menschen so ein Hemd zum Schutz vor Verletzungen im Kampf.
Ein Panzerhemd, auch Ringpanzer genannt, schützte seinen Träger vor Waffen, die eine Schneide besaßen. Das konnten Schwerter oder Säbel sein. Oft kombinierte man einen Ringpanzer mit zusätzlichen Schutzplatten aus Metall. Ab dem 15. Jahrhundert diente der Ringpanzer fast nur noch als Ergänzung zum Plattenharnisch, der Rüstung eines Ritters.
Soldaten in Panzerhemden waren sehr beweglich, denn die kleinen Ringe passen sich den Körperbewegungen gut an. Je kleiner die einzelnen Ringe sind, desto feiner und dichter war das Gewebe. Das ist vergleichbar mit Textilien.
Vielleicht habt ihr einen Schal aus dicker Wolle und einen aus dünner Wolle im Schrank? Da könnt ihr euch das mal genau anschauen.
Ein Panzerhemd herzustellen war sehr aufwendig. Jeder Ring musste mit vier, manchmal auch mit mehr Ringen verbunden und einzeln vernietet werden. Je feiner das Metallgewebe werden sollte, desto mehr Ringe wurden benötigt. Schon bei einfachen Hemden waren dies mehrere Tausend!
Der Durchmesser eines Ringes bei diesem Panzerhemd in den Kunstsammlungen beträgt ca. 8 mm. Als Besonderheit besitzt es am Kragen und an den Armbündchen mehrreihige Abschlüsse aus Messingringen. Das gelbe Messing ergibt einen hübschen Kontrast zu den Eisenringen. Das ganze Hemd wiegt 6,94 Kilogramm. Das ist in etwa so viel wie 70 Tafeln Schokolade. Längere Panzerhemden konnten bis zu 10 Kilo wiegen. Dazu kam noch das Gewicht der weiteren Ausrüstung mit gepolsterten Untergewändern, Helm und Rüstung. Um darin gut kämpfen zu können, brauchte es Training!
Wie die einzelnen Ringe ineinandergefügt sind, kann man gut an der fotografischen Vergrößerung eines Ringpanzerkragens sehen. Er stammt aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das Besondere an diesem Stück ist, dass uns hier eine Marke verrät, wo es hergestellt wurde. In einen flachen Messingring wurde die Umschrift „NVRENBER(CK)“ geschlagen. Der Ringpanzerkragen stammt also aus der Stadt Nürnberg.
Kettenrüstungen sind als Schutz schon in römischer Zeit verbreitet gewesen. Bekannte Darstellungen mittelalterlicher Ringpanzer finden sich zum Beispiel auf dem berühmten Teppich von Bayeux oder im Codex Manesse, einer mittelalterlichen Liederhandschrift aus dem 14. Jahrhundert. Einer Ringpanzerhaube nachempfunden sind die neuesten Mitmach-Objekte des museumspädagogischen Teams der Kunstsammlungen – diese sind nicht geschmiedet, sondern gestrickt. Dafür rosten sie aber auch nicht bei Gebrauch!
Cornelia Stegner, M.A.
Dieser Beitrag erschien im September 2019 unter der Rubrik „Schau mal ins Museum“ im:
Kämpfende Ritter im Codex Manesse, 14. Jh.
Quelle: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0029