SCHAU MAL INS MUSEUM

Klare Sicht auf Herzog Ernst.
Am Europäischen Tag der Restaurierung geht es auf der Veste um wertvolle Porträtminiaturen

Digitale Bilder von Personen sind heutzutage schnell gemacht und genauso schnell weitergeschickt oder gepostet. Das Smartphone raus und fotografieren, vielleicht noch ein Filter drüber, fertig!

Vor der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert verbreiteten sich Bilder von Personen in Form von Gemälden oder Plastiken, Zeichnungen oder Druckgraphik. Klein, handlich und als Andenken sehr beliebt waren so genannte Porträtminiaturen, die man sich in Adelskreisen oder im wohlhabenden Bürgertum zu besonderen Anlässen gerne schenkte. Diese winzigen Bilder zierten zum Beispiel Ta­bak­do­sen, Armbänder oder Anhänge­me­dail­lons. Damit die empfindliche Malerei auf Reisen oder im Gebrauch des jeweiligen Gegenstandes nicht litt, wurde sie in einen kleinen Rahmen gefasst und meist auch durch Deckglas geschützt. Die feste Verbindung von Bild und Deckglas stellt die Restauratoren solcher Kunstwerke heute jedoch vor besondere Herausforderungen. So auch bei den kostbaren Porträtminiaturen von Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld und seiner ersten Ehefrau Luise. Im Laufe der Zeit hat sich die Sicht auf den Herzog getrübt. „Das Mikroklima kann das Glas beschädigen, das Glas kann aber auch instabil sein und sich sozusagen ‚selbsttätig zersetzen‘ und der Auslöser für weitere Schädigungen sein“, erklärt Heiner Grieb, einer der beiden Restauratoren in den Kunstsammlungen der Veste Coburg. Um diese Entwicklung zu stoppen, muss der Restaurator erst einmal alle Bestandteile voneinander trennen, um im Anschluss je nach Material nach Möglichkeiten der Restaurierung zu suchen.

Wie so etwas genau vor sich geht, erfahrt ihr am 10. Oktober, dem Europäischen Tag der Restaurierung. Restauratorinnen und Restauratoren aus ganz Europa öffnen ihre Türen und geben Einblick in ihre Arbeitswelt, die sonst eher im Verborgenen liegt.

Um 11.30 und 13.30 Uhr können Besucherinnen und Besucher der Veste Coburg gemeinsam mit Gemäldekurator Dr. Niels Fleck und Restaurator Heiner Grieb Porträtminiaturen des Coburger Herzogs Ernsts I. und seiner Familie kennenlernen. Es geht bei den Führungen um die maltechnischen Besonderheiten bei der Produktion der winzigen Porträts und den Einsatz der unterschiedlichen Materialien. Auch die Frage nach den Künstlern und der langanhaltenden Beliebtheit von Porträtminiaturen wird eine Rolle spielen. So nah kommt man selten an diese besonderen, sich noch im Restaurierungsprozess befindenden Kunstwerke!

Cornelia Stegner M.A.

Hier kann man den Restauratoren der Kunstsammlungen, Heiner Grieb und Wolfgang Schwahn, bei der Arbeit an weiteren aktuellen Restaurierungsprojekten zusehen.

Dieser Beitrag erschien im Oktober 2021 unter der Rubrik „Schau mal ins Museum“ im:

Porträtminiatur Herzog Ernsts I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld mit korrodiertem Schutzglas (Foto: Kunstsammlungen der Veste Coburg, Heiner Grieb)

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