SCHAU MAL INS MUSEUM
Mozarts Zeitgenosse.
Die Büste des Prinzen Friedrich Josias besteht aus ungewöhnlichen Materialien
Im Fürstenbau der Kunstsammlungen steht ein eindrucksvolles Kunstwerk in einer Vitrine. Die Büste – so nennt man eine Figur, die plastisch ausgearbeitet ist, aber nur Kopf, Hals und Brustbereich zeigt – hat echte Haare! Und trägt Kleidungsstücke! Die Haut sieht fast aus wie echte Haut – wie kann das sein? Klären wir zunächst die Frage, wer hier eigentlich dargestellt ist. Die Frisur sieht ein bisschen nach Mozart aus, oder? Tatsächlich handelt es sich hier um einen Zeitgenossen Mozarts. Beide waren einige Zeit ihres Lebens in Wien tätig. Wer in Coburg lebt, hat den Namen des Dargestellten bestimmt schon mal gehört: Prinz Friedrich Josias. Der Biergarten in der Innenstadt gleich neben seinem Denkmal hieß bis vor einigen Jahren „Josias-Garten“ (heute: Prinzen-Garten). Gleich daneben befindet sich das Bürglassschlösschen. Hier lebte Friedrich Josias vor rund 200 Jahren. Heute befindet sich in dem Gebäude unter anderem das Standesamt der Stadt Coburg. Nicht zuletzt erklingt bei vielen offiziellen Anlässen in der Stadt die Musik des „Josias-Marsches“. Komponiert hat ihn Johann Michael Haydn. Bekannt ist das Musikstück auch unter dem Namen „Coburger Marsch“.
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Wie kommt es, dass dieser Prinz heute immer noch bekannt und populär ist? Friedrich Josias wurde im Jahr 1737 als jüngstes Kind des Herzogs Franz Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld in Schloss Ehrenburg geboren. Als viertem Sohn war ihm eine militärische Laufbahn quasi vorbestimmt, denn Nachfolger des Herzogs wurde stets der Erstgeborene. Und so wurde ihm als Fünfjährigem schon ein kleiner Säbel geschenkt. Im Alter von 19 Jahren ging er nach Wien und startete hier unter Kaiserin Maria Theresia eine glänzende militärische Karriere. Den Höhepunkt stellte 1793 seine Ernennung zum Reichsgeneralfeldmarschall des Heiligen Römischen Reiches dar. Er nahm an 13 Feldzügen teil – zehn davon standen unter seinem Kommando – und nur drei wurden verloren. 1794 kehrte Friedrich Josias nach Coburg zurück und lebte als Privatmann im Bürglassschlösschen, welches er sich als Ruhesitz erbauen ließ. Die Coburger verehren den Prinzen insbesondere, weil er in den napoleonischen Kriegen die Stadt vor Plünderungen und Brandschatzung bewahren konnte. Er starb am 26. Februar 1815.
Zurück zur Büste: Sie zeigt Prinz Friedrich Josias in der Uniform eines Generalfeldmarschalls mit dem Großkreuz des Militär-Maria-Theresia-Ordens, der ihm 1789 für seine Verdienste in der Schlacht von Foksani gegen die Osmanen verliehen wurde. Das war die höchste militärische Auszeichnung im Reich der Habsburger. Da wundert es nicht, dass kein geringerer als Mozart den Ruhm des Feldherren mit einem Contretanz (Der Sieg vom Helden Coburg) verewigte und Haydn einen „Josias-Marsch“ komponierte. Die Büste selbst besteht aus Wachs, Textilien und echtem Haar. Es könnte sich um ein Werk Joseph von Deyms (1752– 1804) handeln, der um 1800 für seine Wachsbildnisse der Kaiserfamilie und der Wiener Gesellschaft berühmt war.
Anders als bei Büsten aus Marmor oder bei Gemälden entsteht durch die besonderen, weil leicht vergänglichen Materialien der Eindruck einer großen Lebensechtheit, die die Menschen vor 200 Jahren sicher begeistert hat. Denn die Fotografie war zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht erfunden! Es ist also ein Glücksfall, dass wir heute Prinz Friedrich Josias auf der Veste fast „in echt“ anschauen können.
Cornelia Stegner M.A./Dr. Marcus Pilz
Dieser Beitrag erschien im November 2020 unter der Rubrik „Schau mal ins Museum“ im:
Für Filmaufnahmen wurde die Wachsbüste vorsichtig aus ihrer historischen Vitrine entnommen.