SCHAU MAL INS MUSEUM

Der Kommandant und sein Geheimgang

Gibt es einen unterirdischen Weg von der Veste in die Stadt?

Er wurde noch nicht gefunden, der sagenhafte Geheimgang, der die Veste Coburg mit der Stadt verbinden soll. Wie kommt man aber darauf, dass es einen solchen geben könnte? Das war so: Im 18. Jahrhundert gab es den Festungskommandanten Adam von Hanstein. Der erklärte, dass er einst, als junger Page des Coburger Herzogs, mehrfach einen unterirdischen Weg zur Stadt gegangen sei. Finden könne er den Zugang im Moment leider nicht mehr! Stimmt diese Geschichte – oder wollte der Kommandant damit nur Geld einwerben, um seine Veste vor baulichem Verfall zu schützen? Er hatte jedenfalls keinen Erfolg mit seinem Anliegen. Auch nicht, als sich im Polnischen Thronfolgekrieg ab 1733 eine neue Bedrohungslage für Coburg abzeichnete. Klaus Weschenfelder, der zur Geschichte und Gestalt der Veste ein Buch geschrieben hat, schließt nicht aus, dass Kommandant von Hanstein den Geheimgang frei erfunden hat, um Mittel für Bauarbeiten zu bekommen. Vielleicht war von Hanstein als Page mit seinem Herzog aber einfach in der Zisterne gewesen – dem großen unterirdischen Regenwassertank auf der Veste – und hatte dieses Erlebnis später mit einem vermuteten Gang nach außen in Verbindung gebracht. Ein Gang zwischen dem Stadtschloss Ehrenburg und der Veste wurde jedenfalls bis heute nicht gefunden.

Versteckte Gänge gibt es jedoch einige auf der Veste. An der Nordseite der Anlage sollen während des Dreißigjährigen Krieges schwedische Truppen versucht haben, von der Brunnenkammer des Wallgrabens aus in einen nahegelegenen Zwingerturm einzudringen. Vermutlich diente dieser Gang in Friedenszeiten als Abkürzung vom Brunnen in den Fürstenbau. Ein weiterer Gang, der so genannte „Prinzessinnenaufgang“, führt vom Wallgraben aus innerhalb der Zwingermauer hinauf zum Sockel des Blauen Turms. Bodo Ebhard, der als Architekt die Veste zu Beginn des 20. Jahrhunderts umfassend sanierte, baute eine in den Fels gehauene Treppe zum „Prinzenaufgang“ aus. Sie führt vom Wallgraben in den Tunnel, der die Bärenbastei mit dem Festungshof verbindet. Und im Osten der Anlage führt ein Gang durch den Eselsturm in die Veste. Hier brachten Esel das Wasser nach oben.

Diese Geheimgänge sind heute noch vorhanden. Einen davon könnt Ihr bei einem geführten Entdecker-Rundgang, der neu auf der Veste angeboten wird, erkunden.

Cornelia Stegner, M.A.

Dieser Beitrag erschien im August 2020 unter der Rubrik „Schau mal ins Museum“ im:

Brunnen im Wallgraben, Veste Coburg
Prinzenaufgang Veste Coburg

Der „Prinzenaufgang“ in der Veste Coburg.

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