SCHAU MAL INS MUSEUM
Woher das Wasser für die Veste kam
Gerade im Frühjahr und Sommer merken wir, wie wichtig eigentlich das Wasser für uns ist. Sind wir durstig oder wollen ein Bad nehmen, drehen wir einfach den Wasserhahn in Küche und Bad auf. So einfach hatten es die Menschen in vergangenen Jahrhunderten nicht. In Städten und Dörfern dienten Flüsse und Brunnen zur Wasserversorgung. Waren diese verschmutzt, hatte man große Probleme. Krankheiten und Seuchen breiteten sich aus. Ganz besonders schwierig war es, eine Burg oder Festung mit sauberem Wasser zu versorgen. Nur mit ausreichend Trinkwasser konnte eine längere Belagerung überstanden werden. Dazu mussten tiefe Brunnen gebohrt werden. Auch zum Bau und Instandhaltung von Zisternen, in denen man Regenwasser von den Dächern sammelte, wurde einiger Aufwand betrieben.
Der Brunnen vor dem Fürstenbau der Veste Coburg ist der älteste der Burg. Er liegt im östlichen Burghof, und der liegt wiederum 453 Meter über dem Meeresspiegel. Um zu einer ergiebigen wasserführenden Schicht zu gelangen, müsste dieser Brunnen einst 50 Meter tief gewesen sein. Das ist ungefähr so tief, dass sich darin 28 erwachsene Männer übereinander stellen könnten! Heute ist der Brunnen nur noch 28,5 Meter tief. Experten gehen davon aus, dass er im Laufe der Zeit teilweise eingestürzt oder verfüllt worden ist. Das Wasser wurde aus der Tiefe mit einem Tretrad nach oben befördert.
Ein Plan der Veste aus dem Jahr 1625 zeigt eine „Roßschwemme“ in der Nähe dieses Brunnens. Das war eine Art Becken, in der Pferde ins Wasser geführt, gesäubert und getränkt werden konnten. Im Sommer wurden die erhitzten Pferde in der Schwemme abgekühlt.
Im westlichen Burghof befindet sich eine Zisterne mit einer Brunnenfassung. Von deren Baumeister wissen wir sogar den Namen: Konrad (Cunz) Krebs. Das war ein Festungsbaumeister, der vor rund 500 Jahren lebte. In der unterirdischen Wasserkammer findet sich eingemeißelt die Jahreszahl „1531“ und die Initialen „CK“. 1531? Ein Jahr zuvor, 1530, hatte die Veste einen berühmten Gast. Martin Luther lebte und arbeitete für sechs Monate hier. Vielleicht hat er ja schon die Bauarbeiten an der Zisterne beobachten können? Von der schönen Brunnenfassung mit Bauformen der Renaissance aus geht es durch einen runden Schacht neun Meter in die Tiefe. Mit dem Schacht verbunden ist ein 34 Quadratmeter großes Zisternengewölbe. Das ist so groß, dass man bequem ein Zimmer darin hätte einrichten können. Dachrinnen aus Holz leiteten das Regenwasser von den Dächern der umliegenden Gebäude hier hinein. Am Grund setzten sich Verunreinigungen als Schlamm ab – in den Schacht konnte nur klares Wasser gelangen.
Im nördlichen Wallgraben, also außerhalb der Veste, befindet sich ein weiterer Brunnen. Dessen Wasser gelangte über eine Rampe im so genannten „Eselsturm“ ins Innere der Veste.
Bis zur Entstehung einer modernen Wasser- und Abwasserversorgung blieb Wasser Mangelware. Ganz im Gegensatz zu heute war es im Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein meist gesünder, eher Bier oder Wein als Wasser zu trinken. Denn dieses war oft verschmutzt. Zumindest Bier wurde auf der Veste gebraut, historische Quellen benennen ein Brauhaus, welches die Zeiten jedoch nicht überdauert hat.
Erst 1893 entstand mit der Errichtung des städtischen Wasserwerkes in Coburg eine Wasserleitung zum Festungshof und auf die Veste selbst. Ab da konnten die Bewohner auch den Wasserhahn aufdrehen.
Cornelia Stegner, M.A.
Dieser Beitrag erschien im August 2018 unter der Rubrik “Schau mal ins Museum” im:
Die Zisterne der Veste Coburg aus dem Jahr 1531 ist nach dem Mainzer Marktbrunnen eines der ältesten Bauwerke dieser Art in Deutschland.
Der Brunnen im nördlichen Wallgraben. Sein Wasser konnte zunächst über den Eselsturm unterhalb der Hohen Bastei in die Burg befördert werden. Später erfolgte eine direkte Anbindung an den Fürstenbau.
Der Eselsturm unterhalb der Hohen Bastei. Über eine Rampe im Inneren wurde das Wasser aus dem Brunnen im Wallgraben nach oben transportiert.