SCHAU MAL INS MUSEUM
Ein Album mit Andenken für Prinzessin Alexandrine
Wenn ein Paar heiratet, bekommt es meist viele Geschenke von der Familie und von Freunden. Wenn eine Prinzessin heiratet, dann sind die Geschenke oft kostbar und etwas ganz Besonderes. Als Prinzessin Alexandrine von Baden im Jahr 1842 den späteren Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha heiratete, war sie 21 Jahre alt. Die Künstler ihrer badischen Heimat schenkten ihr zur Hochzeit ein Album voller Kunstwerke. Das Album hat einen prächtigen purpurfarbenen Samteinband und goldene Verzierungen. Darin waren 53 Kunstwerke versammelt: Malereien mit Ölfarben, Zeichnungen mit Tusche oder Bleistift oder Aquarelle. Auf dem Titelblatt ist in kunstvoller Schrift eine Widmung zu lesen: „Ihrer Hoheit der allgeliebten Prinzessin Alexandrine von Baden zum Vermählungstage. Die Künstler Badens aus Liebe und Verehrung“.
Das Album von Alexandrine gehört zu den Schätzen im Kupferstichkabinett der Kunstsammlungen der Veste Coburg. Solche Kunstwerke auf Papier sind sehr empfindlich und müssen vor Licht und anderen Umwelteinflüssen geschützt aufbewahrt werden. Wie gut, dass nun jederzeit nach Herzenslust im digitalisierten Album (siehe QR-Code) auf der Webseite der Kunstsammlungen geblättert werden darf!
Beim Betrachten wird klar, dass die Künstler ihrer Prinzessin ein Stück Heimat mit auf den Weg nach Coburg geben wollten. Zu finden sind verschiedene Ansichten des Heidelberger und Karlsruher Schlosses, aber auch das Aquarell einer Bauernfamilie aus dem Schwarzwald. Ein kleiner Junge hält darauf eine Schwarzwälder Kuckucksuhr, auf der neben dem badischen Wappen auch das sächsische Wappen ─ also das von Alexandrines neuer Familie ─ prangt. Das Album enthält neben badischen Landschaften auch Bilder von Pferden und Hunden oder Historienbilder. Damit sind Darstellungen gemeint, die Themen aus der Geschichte, Religion, Mythologie oder Literatur zeigen. Einige Darstellungen spielen auf die bevorstehende Hochzeit Alexandrines an. Auch das Thema Mutterschaft macht sich in der Bildwelt des Albums bemerkbar. Denn für den Fortbestand des Herzogshauses war es äußerst wichtig, dass legitime Nachkommen geboren wurden. Im Falle von Alexandrine und Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha haben jedoch alle guten Wünsche nichts genutzt. Das Paar hatte keine Kinder. Die Erbfolge ging deshalb an Alexandrines Neffen Alfred, den zweitgeborenen Sohn von Prinz Albert, dem Bruder des Coburger Herzogs.
Die Prinzessin und spätere Herzogin Alexandrine ist den Coburgern bis heute wichtig geblieben. Weil sie sich sehr um ihre Mitmenschen gekümmert hat, sind Orte und Einrichtungen in der Stadt nach ihr benannt worden. Es gibt die Alexandrinenstraße, das Gymnasium Alexandrinum und es gab einst das Ernst-Alexandrinen-Volksbad, für dessen Bau Alexandrine viel Geld zur Verfügung stellte. Alexandrine ist die einzige Herzogin, der die Coburger Bürger ein öffentliches Denkmal errichtet haben.
Cornelia Stegner, M.A.
Dieser Beitrag erschien im Dezember 2021 unter der Rubrik „Schau mal ins Museum“ im:
Heinrich Frank (1805 – 1890), Schwarzwälder Bauernfamilie mit Widmungsgaben, Bl. 3 aus dem Album der badischen Künstler zur Vermählung der Prinzessin Alexandrine, Donaueschingen, 1842, Aquarell, Kunstsammlungen der Veste Coburg, Inv.-Nr. Z.3534