• Ausschnitt Harnisch
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#3 März | Die Restaurierung des Harnisches von Johann Casimir

Gut Ding will Weile haben! Knapp 5 Jahre wurde der Harnisch Johann Casimirs einer aufwändigen Restaurierung unterzogen. Nun ist er wieder im neuen Glanz in seiner Vitrine zu bestaunen. Warum die Restaurierung nötig war und welche Maßnahmen ergriffen wurden, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.

Fragen an Dipl. Restaurator Heiner Grieb und Kurator der Historischen Waffensammlung Dr. Marcus Pilz:

Herr Grieb, warum war die Restaurierung des Harnischs überhaupt notwendig?

Der Harnisch I.7 erlitt beim Brand der Veste 1945 erhebliche Schäden: Die hübschen Messingüberkappungen der Niete sind (vielleicht durch die Hitze?) weitgehend verloren gegangen, durch Rost wurde die Eisenoberfläche stark angegriffen. 1955 wurde der Harnisch komplett zerlegt, vollständig entrostet, aufpoliert und mit neuen Riemen wieder zusammengesetzt. Diese Entrostungs- und Poliermaßnahme war so radikal, dass die Eisenoberfläche heute wie zerfressen, aluminiumartig stumpf glänzend, unästhetisch, eigentlich wie tot erscheint. Durch ungeeignete Konservierungsmittel haben sich zudem einige Messingteile grünlich verfärbt.
Sie sagten einmal, die Restaurierung des Harnischs liegt ihnen schon seit Sie in den Kunstsammlungen der Veste Coburg beschäftigt sind am Herzen – das sind gut 20 Jahre. Weshalb kam es erst jetzt zu einer Restaurierung?
Eine so zeitintensive Restaurierung will gut überlegt sein. Da man im Museum ständig gleichzeitig an unterschiedlichen Projekten arbeitet, kann man nicht am Stück an dem Kunstwerk arbeiten sondern immer nur dann, wenn „Luft“ ist – was die Bearbeitungsdauer noch zusätzlich verlängert. Eine solche Restaurierung begleitet einen dann schnell mal über Jahre -So ist das auch beim Casimir passiert.
Die Restaurierung des Harnischs dauerte knapp 5 Jahre. Weshalb dauerte sie so lange? Welche Maßnahmen mussten durchgeführt werden?

2019 wurde beschlossen, eine komplette Bearbeitung durchzuführen: Dabei sollte der unschöne matt-stumpfe Gesamteindruck, den die frühere Reinigung erzeugt hatte, abgemildert werden. Das Ziel sollte eine optische Annäherung an das Erscheinungsbild vor 1945 sein (das wir natürlich nicht kennen, aber anhand anderer Harnische uns vorstellen können) Dazu sollte die narbige und unruhige Eisenoberfläche mit (gleichzeitig konservierendem) eingefärbtem mikrokristallinem Wachs behandelt werden. Rostnarben sollten aufgefüllt und die Oberfläche angeglichen und eingeebnet werden. Die Messingüberkappungen wurden mit Lack farblich nachempfunden.
Die Restaurierung ließ sich in folgende Arbeitsschritte gliedern:

Restaurierungsmaßnahmen

Restaurierungsmaßnahmen

  • Reinigung und Entfettung der Eisenteile und Korrosionsentfernung der Messingteile mit organischen Lösemitteln
  • Auftragen von eingefärbtem mikrokristallinem Wachs mit Pinsel und teilweise Spachtel (mit Trockenpigment eingefärbt, in Benzin gelöst), nach der Trocknung vorsichtiges Abarbeiten des Wachses auf ein einheitliches Niveau (das hat am längsten gedauert, denn man muss die Oberfläche an jedem Niet und jeder Schuppe einzeln herausarbeiten.
  • Retusche der Niete mit PUR-Lack mit Trockenpigmenten und Perlglanz-Gold
  • Als letzte Arbeit: Ergänzung des Löwenkopfes am Kragen des Helms (da konnte ich einen der anderen Löwenköpfe am Helm abformen)
Dr. Marcus Pilz

Dr. Marcus Pilz

Herr Dr. Pilz, welche Bedeutung hat der Harnisch für die Kunstsammlungen der Veste Coburg? Was macht ihn so besonders?
Mit seiner an einen Schuppenpanzer erinnernden Gestaltung ist dieser Harnisch bereits optisch etwas Besonderes. In diesem Fall kommt natürlich noch die Zuschreibung an Herzog Johann Casimir dazu, auf den ein bedeutender Teil der Waffensammlung auf der Veste zurückgeht und der Coburg mit zahlreichen Bauten und Kunstwerken prägte. Tatsächlich dürfte sich der größte Teil der heute in der „Rüstkammer“ gezeigten Objekte ursprünglich im herzoglichen Zeughaus in der Stadt, dem heutigen Staatsarchiv, befunden haben. In diesem Harnisch tritt man also gewissermaßen Johann Casimir selbst gegenüber. Flankiert von den Harnischen eines seiner Gardisten und des „Hofzwergs“ Ruppert ist in der Rüstkammer so ein Ensemble zu erleben, dass die Regierungszeit Johann Casimirs zwischen höfischem Prunk und dreißigjährigem Krieg anschaulich erlebbar macht.